Die Fellowship of Isis -



eine moderne Mysterienreligion


Dr. Diane Neisius



herausgegeben vom Medusa Iseum, Wuppertal
3. Auflage, Ostara 2003

Vertrieb zum Selbstkostenpreis





Inhalt

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Warum Fellowship of Isis?

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Das Mysterium

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Das Iseum

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Das Lyceum

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Internationale Koordination

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Wie werde ich Mitglied?

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Das Manifest der Fellowship of Isis

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Vorwort


Das vorliegende Informationsheft wurde aus den folgenden offiziellen Publikationen der Fellowship of Isis zusammengestellt:

Handbook of the Fellowship of Isis
von Rt. Rev. Olivia Robertson, A.U.

Spiral of the Adepti - Iseum Manual
von Rt. Rev. Connia Silver, A.U.
und Rt. Rev. Olivia Robertson, A.U.

Offizielle Webseite der Fellowship of Isis
http://www.fellowshipofisis.com/

persönliche Kommunikation mit
Rt. Rev. Connia Silver, A.U.,
Crossroads Lyceum

Zitate der Aussprüche Lady Oliva Robertsons stammen aus dem Buch:

Isis and Osiris
von Jonathan Cott
Doubleday Publ., New York 1994

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Ein besonderer Dank gebührt Rev. Alison Gould, Prs. H., vom
Healing of the Stars Lyceum,
für kritische Durchsicht und konstruktive Verbesserungsvorschläge
zur 3. Auflage




Warum Fellowship of Isis?

"Warum beleben in der heutigen Zeit Menschen eine heidnische Religion neu?" ist vielleicht die Frage, die den Interessierten an unserer Gemeinschaft am meisten bewegt. Die Antwort darauf ist vielschichtig, und sie betrifft nicht nur die Tatsache, daß die etablierten Religionen unserer Zeit ihre festgefahrenen Strukturen und Ansichten nicht mehr reformieren können oder wollen. Viele Menschen haben sich deshalb wieder anderen (eigentlich älteren) Glaubensformen zugewandt und neue Gemeinschaften gegründet.
Die Intention der Fellowship ist nicht, diesen zahllosen Orden, Grüppchen und Covens einen weiteren hinzuzufügen. Es geht vielmehr darum, eine Dachorganisation zur Verfügung zu stellen, unter deren Schutz sich solche Gruppen sammeln können. Denn es war zu allen Zeiten ein Bedürfnis der Menschen, ihre religiösen Zeremonien in der Gemeinschaft zu begehen; das ist auch heute noch so, auch wenn man das ausgehende 20. und beginnende 21. Jahrhundert mit einigem Recht als das Zeitalter der Egoisten bezeichnen könnte. Ich kenne aus eigener Erfahrung das Gefühl, jemand zu treffen und nach einiger Zeit im Gespräch festzustellen, "Du bist auch Mitglied in der Fellowship?", was eine unglaublich schöne Verbundenheit erzeugt. Das ist ein Gefühl, das also nicht nicht nur bei den Jahreszeiten-Festen und anderen Treffen im kleinen Kreis Geborgenheit erzeugt, sondern auch noch weit darüber hinaus. Und natürlich spielt die Verbundenheit mit der Göttin selbst dabei nicht die kleinste Rolle.
Auf den großen Vorteil, als Mitglied einer größeren spirituellen Gemeinschaft auch in der Öffentlichkeit eher Anerkennung zu finden, soll dabei hier gar nicht eingegangen werden.
Doch auch Menschen, die nicht das Bedürfnis haben, Mitglied in einer festen Gruppe zu sein, schließen sich unserer Gemeinschaft an, und zwar aus dem Grund, daß sie die Grundsätze von Liebe, Freundlichkeit und Wohlergehen unterstützen, die im Manifest der Fellowship genannt werden. Die F.O.I. hat daher auch eine ganze Menge Einzelmitglieder, die außerhalb unserer Zentren ihren ganz eigenen Weg zur Göttin suchen und finden.
Die globale Struktur der Fellowship of Isis stellt sich daher als ein dezentrales Netzwerk unabhängiger Zentren und Einzelpersonen dar, die im Glauben an die Göttin und die positiven Ziele des Manifestes vereint sind, untereinander aber keine Rechenschaft schuldig sind und ihren ganz individuellen spirituellen Weg beschreiten.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1976 hat sich die Fellowship über die ganze Welt ausgebreitet und zur Zeit etwas über 20.000 Mitglieder. Dabei strahlte das Gründungszentrum zunächst von Irland und Großbritannien in die englischsprachigen USA aus; später kamen weltweit immer mehr Länder dazu, bis heute sind es fast 100. Deutschland zählt leider zu den Staaten, in denen die F.O.I. noch nicht so präsent ist, doch dieses Infoheft ist einer von vielen kleinen Beiträgen unserer Mitglieder, um das zu ändern.
Es ist übrigens ein Irrtum, zu glauben, wir würden nur die Göttin in ihrer altägyptischen Form verehren. So etwas ist im 21. Jahrhundert, dem Zeitalter der globalen Vernetzung, einfach nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr ist Isis die Myronominos, wörtlich: Die der Zehntausend Namen. Das griechische Wort beinhaltet aber gleichzeitig die Bedeutung unzählbar, was vielleicht am deutlichsten symbolisiert, wie wenig sich das Göttliche in von Menschen ausgedachten Strukturen einordnen läßt.

So zählen denn auch entsprechend den irischen Wurzeln der Gründer viele Verehrer keltischer Gottheiten zu unseren Mitgliedern; in den USA sind eine Menge Wicca-Zentren an die F.O.I. angeschlossen, in Japan sind Gläubige der Shinto-Göttin Amaterasu Mitglieder, und in Nigeria wurde der Kult der Mondgöttin Ngame aus der Zeit vor der christlichen und islamischen Mission unter der Schirmherrschaft der F.O.I. wiederbelebt. Auch gläubige Katholiken, die in Maria den weiblichen Aspekt des christlichen Gottes erblicken, sind Mitglieder in der Fellowship of Isis. Und das sind nur einige Beispiele der Vielfalt, die die Göttin heutzutage zu bieten hat.
Sie ist für uns wirklich die Una qua est omnia, die Eine, die alle ist, wie sie von den lateinischsprachigen Autoren der Antike genannt wurde.

Vielleicht fragt sich der eine oder andere nüchternere Zeitgenosse, warum denn ausgerechnet Iren eine ägyptische Göttin als Repräsentantin ihrer Gemeinschaft auswählen, und ich möchte auf diesen Punkt an dieser Stelle etwas ausführlich eingehen, damit kein falscher Eindruck von esoterischer Abgedrehtheit entsteht.
Sir Lawrence Durdin-Robertson, Baron von Strathloch, der die F.O.I. zusammen mit seiner Frau, Lady Pamela, und seiner Schwester, Lady Olivia, gründete, war nicht nur ein begnadeter Religionswissenschaftler und Liebhaber des alten Ägypten, sondern auch ein Abkömmling einer der ältesten Adelsfamilien Irlands. Die Abstammung der Robertsons von den keltischen Heldenkönigen des alten Schottland ist heraldisch verbürgt. Und da sich in den irisch-schottischen Sagen die Herkunft dieser keltischen Helden aus der Ehe einer ägyptischen Prinzessin mit einem der sagenhaften Stammväter der Iren ableitet, ist die Verbindung mit Ägypten in der Tat gegeben.
Historisch unanfechtbar ist das natürlich nicht und wird es vermutlich auch nie völlig sein. Aber immerhin ist die Wanderung der Kelten, ihre Ausbreitung über Europa und Landnahme auf den britischen Inseln zeitlich etwa in der Epoche der Saïtendynastie Ägyptens anzusiedeln. Es gibt aus dieser Zeit Zeugnisse, daß die Pharaonen in der Tat ausländische Söldner, vornehmlich Griechen, anwarben; da mögen durchaus auch ein paar der abenteuerlustigen Kelten darunter gewesen sein. Und vielleicht hat einer von ihnen tatsächlich eine adelige Ägypterin geheiratet und ist mit ihr zurück in seine Heimat gegangen. Weil adelige Damen im allgemeinen als Priesterinnen der Göttin Hathor ausgebildet worden sind, ist also eine ererbte Anwartschaft der Familie Robertson zumindest wahrscheinlich.
"Aber", so sagte Lady Oliva einmal in einem Interview, "das ist eigentlich gar nichts besonderes. Das können ungefähr zwei Drittel der Iren für sich in Anspruch nehmen."

Ein Hauptanliegen der Gründerinnen und Gründer war es, die Mitgliedschaft in unserer Gemeinschaft allen Menschen zugänglich zu machen. Das betrifft insbesondere auch wirtschaftliche Hemmnisse, die im Hinblick auf die Menschen der Dritten Welt ausgeräumt werden sollten; deshalb ist die Mitgliedschaft in der Fellowship kostenlos. Auch Kinder können Mitglied werden, sofern ihre Erziehungsberechtigten dem zugestimmt haben.
Großen Stellenwert hat auch die persönliche und die Gewissenfreiheit der Mitglieder. Das ist der Grund, warum es von Anfang an in der F.O.I. keine geheimen Riten und Zeremonien gab. Die gesamte Liturgie ist öffentlich, sie ist sogar im Internet einsehbar (die offizielle Website der F.O.I. ist http://www.fellowshipofisis.com). Dennoch bitten wir um Verständnis dafür, wenn wir möchten, daß diese Riten nur von unseren Mitgliedern durchgeführt werden.
Beim Stichwort Riten ist vielleicht wichtig anzumerken, daß wir im Gegensatz zu den Gepflogenheiten in der Antike heute den Göttern keine Opfer mehr bringen. Das betrifft sowohl physische Opferungen als auch symbolische Opferakte. Wir können es als Religionsgemeinschaft mit unserem Grundsatz der Heiligkeit von Leben, Liebe und des Wohlergehens aller lebenden Wesen nicht vereinbaren, solche Opfer zu bringen. Auch das persönliche Opfer der Askese wird von uns nicht unterstützt.
Persönliche Freiheit bedeutet natürlich auch, daß es keine hierarchische Struktur in der F.O.I. gibt. Alle Mitglieder sind gleichberechtigt, die Zentren arbeiten auf demokratischer Basis. Es gibt keine Weisungsbefugnisse oder so etwas; das Gradsystem der Spiralen der Adepten und Magier dient lediglich dazu, den eigenen Fortschritt der persönlichen Entwicklung zu verfolgen. Aufgrund dieser Grade kommt niemand von uns auf die Idee, mehr wert als z. B. ein Anfänger zu sein. Auch die Priesterschaft nimmt keine besonderen Ehren in Anspruch. Ihre Titel sind bloße Tätigkeitsbeschreibungen.

Zum Abschluß der nun hoffentlich zumindest vorläufig beantworteten Frage: Warum Fellowship of Isis? möchte ich noch kurz auf unser Logo eingehen. Die Hierglyphen bedeuten wörtlich Aset Shemsu, auf ägyptisch: Gemeinschaft der Isis. Aset ist die ägyptische Schreibweise für Isis, die kleine sitzende Figur bedeutet, daß es sich um den Namen einer weiblichen Person handelt. Shemsu ist wörtlich das Gefolge einer adeligen Person oder eines Würdenträgers, das Deduktiv für Gehen am Ende deutet hier aber darauf hin, daß es auch eine Gemeinschaft ist, die gemeinsam einen Weg beschreitet.

Also sind wir die Gemeinschaft der Isis, die gemeinsam mit der Göttin den großen spirituellen Weg des Lebens beschreitet.




Aset (Isis) - Deduktiv: Name einer Frau - Shemsu (Gefolge) - 2 Deduktive: Gehen + Mehrzahl

[Bemerkung: im Ägyptischen werden Vokale nicht ausgeschrieben, und bei Mehrkonsonantenzeichen wird oft der letzte Buchstabe wiederholt, was die Bedeutung aber nicht ändert.]

Isis' Gefolge/Gemeinschaft




Das Mysterium


Ein Mysterium ist wörtlich ein Geheimnis. Und in der Tat waren in der Antike viele Religionen Mysterienkulte, bei denen nur Eingeweihte Zugang zu den inneren Räumen der Tempel hatten. So ist das zum Beispiel auch bei Apuleius von Medauros zu lesen, der in seinem antiken Roman "Der Goldene Esel" ziemlich detailiert eine der Isis-Gemeinschaften in Griechenland beschreibt. Wir lesen da von einfachen Mitgliedern, von Initiierten, von einer Priesterschaft; am Ende wird Apuleius' Erzählfigur gar selbst initiiert (eingeweiht) in die Mysterien der Isis.
Wie ist das nun in den heutigen Gemeinschaften? Ich hatte ja schon beschrieben, daß es in der Fellowship keine Geheimhaltung gibt, mithin also auch keine Riten, die nur Eingeweihten zugänglich sind. Dennoch verstehen wir uns als eine Mysterienreligion, und genau das will ich in diesem Kapitel etwas näher beleuchten.

Eine mystische Erfahrung ist für uns der direkte Kontakt mit den Gottheiten. Anders als in den Stellvertreterreligionen, in denen ausschließlich ein Priester oder eine Priesterin als Medium für die göttliche Energie dient oder in denen auf andere Weise durch Dritte eine Verbindung zu den anderen Ebenen hergestellt wird (etwa durch Channeling-Techniken), bemühen sich unsere Mitglieder um die direkte Gotteserfahrung. Das geschieht mit Hilfe von Meditation, Traumreisen und Trance, etwas, was ohne große Schwierigkeiten von jedem Menschen erlernt werden kann. Anfängern helfen Priester und Priesterinnen, stellen sich auf Wunsch auch als Medium zur Verfügung, solange Einzelne sich noch nicht sicher genug für das selbstständige Meditieren fühlen. Das ist aber nur eine Hilfestellung, die nicht für die Dauer gedacht ist. Die Mitglieder können sich auch untereinander anleiten, was aber ebenfalls nicht bindend ist; Meditation kann z. B. auch an Volkshochschulen erlernt werden.
Das Mysterium ist deshalb auch nicht als eine Art geheimes Ritual zu verstehen; die mystische Erfahrung ist das, was im Moment der Trance zwischen Mensch und Gottheit geschieht. Diese Erfahrung ist für jeden Menschen eine ganz persönliche Angelegenheit, und erfahrungsgemäß stellt sich der Kontakt mit dem Göttlichen für jeden ein wenig anders dar. Natürlich wird das für den oder die Myste hinterher unter Umständen nur schwer zu beschreiben sein, was er oder sie eigentlich genau erlebt hat; und genau das ist heutzutage das Geheimnisvolle an den Mysterien. Man muß sie einfach selbst erleben. Da gibt es gar nichts, was wir verstecken müßten, es ist einfach die Armseligkeit der menschlichen Kommunikation, die uns hindert, unsere Erfahrungen der Göttlichen Liebe weiterzuerzählen.

Genauso ist das heutzutage auch in den Initiationen und Weihen zu verstehen. Es ist nicht so, daß unsere Priesterinnen und Priester Weihen erteilen; wir verstehen uns eher als Wegweiser, als diejenigen, die dem Einzelnen helfen, den persönlichen Kontakt zur Gottheit selbst herzustellen.
Dementsprechend wird auch eine Weihe oder Initiation eigentlich von der Göttin während der Trance selbst durchgeführt und nicht von irdischen Stellvertretern.

In vielen Naturreligionen der Antike war eine solche direkte Kommunikation mit den Göttern selbstverständlich. Die Kelten und Germanen beispielsweise kannten nicht einmal etwas so formales wie ein Gebet; wer ein Anliegen hatte, ging zur Thors-Eiche des Dorfes oder zum Steinkreis und sprach mit Gott bzw. Göttin in denselben Worten, als wären es gute Freunde oder Nachbarn.
Es ist völlig selbstverständlich, daß Priester in einer solchen religiösen Welt nicht die Autorität besitzen, die sie in den Stellvertreterreligionen innehaben. Wer mit der göttlichen Energie arbeiten will, kann das unmittelbar und zu jeder Zeit selbst tun. Dementsprechend hat eine religiöse Hierarchie in solchen Gemeinschaften keinen Platz; es gäbe ja auch gar kein Druckmittel, sie durchzusetzen, denn es gibt ja nichts, was der Priester dem Gläubigen vorenthalten kann, um sich Anerkennung zu verschaffen.
Diesen Geist haben wir in der Fellowship umgesetzt und verstehen uns deshalb als eine Gemeinschaft von Gleichen, die alle die gleiche Achtung und Ehrerbietung genießen. Wir haben nur eine einzige Autorität in Glaubensfragen, und das ist die Göttin selbst; andere Autoritäten brauchen wir nicht.

Das führt natürlich auch dazu, daß die Zentren der Fellowship lokal unterschiedliche Traditionen verfolgen. Zwar gibt es eine einheitliche Liturgie, die aus der Feder der sehr inspirierten Lady Olivia stammt, aber die Zentren der Fellowship sind nicht explizit verpflichtet, die Riten auch exakt so durchzuführen; das ist mehr als eine Empfehlung zu verstehen.

Nichtsdestoweniger ist die Liturgie von einer großen Kraft, und viele Zentren halten sich von sich aus weitgehend daran. Doch nimmt die Göttin viele Gestalten an, entsprechend den vielen Kulturen rund um die Welt, und so mag es nicht wundern, wenn in vielen Zentren auch eigenständige Riten inspiriert werden. Das entspricht ja gerade dem Geist des persönlichen Kontaktes zwischen Mensch und Gottheit, den wir pflegen, und dem Glauben daran, daß jedes Wesen, das lebt, gerade in seiner persönlichen Einzigartigkeit wertvoll für die Göttin ist. Eine erzwungene Gleichschaltung würde dem ja genau zuwiderlaufen.




Das Iseum


Das Wort Iseum bezeichnet einen Isistempel. Ursprünglich war damit ein bestimmter Tempel in Unterägypten gemeint, dessen Ruinen heute bei Beth-el-Haggar liegen (er ist noch nicht rekonstruiert worden), aber da dies der Tempel war, der den die Welt bereisenden Griechen am eindrucksvollsten und am bedeutendsten erschien, bezeichneten sie bald jeden Isistempel als ein Iseion. Und die Römer latinisierten das Wort später zu Iseum.
Heutzutage sind die Iseen die Zentren, an denen das spirituelle Feuer der Göttin leuchtet. Deshalb werden sie auch die Herde der Göttin genannt. Das kann eine Nische mit einem Göttinnen-Schrein im Wohnzimmer sein oder auch ein kleiner Meditationsraum, der nur für spirituelle Zwecke dient.
Jedes Mitglied der Fellowship kann ein Iseum gründen, einen Ort der Andacht, wo Riten und Meditationen durchgeführt werden oder sich Mitglieder treffen, um sich auszutauschen. Es sind die Zentren, an denen der meditative Kontakt des Einzelnen zur Gottheit stattfindet.

Aber noch eine weitere Aufgabe haben die Iseen. Werden sie von Mitgliedern betrieben, die schon so weit auf ihrem persönlichen Weg gekommen sind, daß sie anderen auf ihrem Weg Hilfestellung geben können, dann können dort auch Unterweisungen durchgeführt werden (im Gegensatz zu Lyceen, die verpflichtet sind, Ausbildung anzubieten). Ein Iseum betreut in diesem Fall die Spirale der Adeptinnen, eine Folge von 32 Entwicklungsstufen, die durch die Göttin inspiriert wurde und denjenigen zur Verfügung steht, die einen rein spirituellen Weg ohne spezielle magische Arbeit beschreiten wollen. Das Iseum kann die Initiationen der Adeptinnenspirale und auch die Weihe eines Adepten oder einer Adeptin durchführen.

Die Adeptinnenspirale selbst ist nicht etwa etwas, was wie eine Folge von Schulklassen durchlaufen werden muß. Mitglieder entscheiden selbst, wann sie welchen Grad bearbeiten wollen (das Wort Grad ist eigentlich in diesem Zusammenhang irreführend, weil es eine Hierarchie der Adepten impliziert, die wir nicht haben). Die verschiedenen Initiationen der Grade dienen nur dazu, die Göttin und den Gott in ihren verschiedenen Erscheinungsformen kennenzulernen und sich so persönlich weiterzuentwickeln. Wie schon angesprochen, verstehen wir uns als Mysterienreligion, deren Hauptanliegen gerade dieser mystische Kontakt zwischen dem Einzelnen und der Gottheit ist. Wer vier Grade auf der Adeptinnenspirale bearbeitet hat, kann sich zum Adepten oder zur Adeptin weihen lassen und ist damit berechtigt, die Initiationen auf der Adeptinnenspirale auch für andere Mitglieder durchzuführen.

Was an einem Iseum auch durchgeführt werden kann, ist die Vorbereitung von Kandidaten und Kandidatinnen auf die Priesterweihe. Dafür muß allerdings eine der Betreiberinnen oder einer der Betreiber des Iseums seit mehr als einem Jahr selbst als Priester/in ordiniert sein.
Wer die Weihe anstrebt, sollte sich allerdings über einige Dinge im Klaren sein. Die Priesterschaft der Göttin ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte; schon gar nicht sollte man sie aus einer Laune heraus anstreben. Sie erzeugt eine derartig innige mystische Verbindung zwischen Ihr und einem selbst, daß sie lebenslang ist. Für mich ist es nicht vorstellbar, daß diese Verbindung jemals wieder gelöst werden kann.
Die Dauer einer Vorbereitung auf die Weihe ist innerhalb der Fellowship an den verschiedenen Zentren unterschiedlich lang und dauert i. a. ein bis mehrere Jahre, abhängig von der Tradition, der das Zentrum folgt, und dem persönlichen Entwicklungsstand der Studierenden. Während der Ausbildung soll unter anderem ein Teil der Liturgie der Fellowship studiert werden. Einige Zentren verlangen auch, daß während dieser Zeit Magiergrade erworben werden (das geht dann nur an einem Lyceum), aber das ist allgemein nicht explizit vorgeschrieben.
Man wird übrigens nicht automatisch Isispriester/in; entsprechend dem Prinzip der Gewissenfreiheit darf sich jeder die Erscheinungsform der Göttin aussuchen, mit der er oder sie selbst am besten zurechtkommt.
Nach dem Ordinationsritus soll sich der neue Priester oder die neue Priesterin für ein Jahr und einen Tag mit der neuen Verbindung mit der Göttin vertraut machen, bevor die Ordination offiziell durch eine Urkunde bestätigt wird.
Dann ist der neue Priester oder die neue Priesterin ein vollwertiges Mitglied des F.O.I.-Priesterkollegiums und kann dementsprechend selbst auch die Weihe weitergeben.




Das Lyceum


In der Antike, zur Zeit der großen griechischen Philosophen, lag nicht weit von Athen landschaftlich sehr reizvoll ein kleiner Tempel des Gottes Apollon Lykaios, also Apollon in seiner Wolfsgestalt. An diesem idyllischen Ort trafen sich die Philosophen, um zu diskutieren, und auch ihre Schüler fanden sich ein, um Unterweisung zu empfangen. Schon bald galt dieses Lykeion deshalb als Inbegriff für einen Ort der Weisheitslehre; und wieder waren es die Römer, die das Wort zu Lyceum latinisierten.

Innerhalb der Fellowship bezeichnet ein Lyceum ein Zentrum, an dem Magiergrade erworben werden können. Anders als bei einem Iseum kann ein Lyceum nur von jemand begründet werden, der oder die bereits die Hohepriesterschaft erworben hat. Ein Lyceum geht aber im allgemeinen aus einem Iseum hervor und nimmt weiterhin auch dessen Aufgaben wahr. Im Unterschied zu den Iseen sind die Lyceen aber dazu verpflichtet, den Mitgliedern der Fellowship die spirituell-magische Ausbildung anzubieten.
Es ist an dieser Stelle sicher notwendig, ein paar Worte zum Thema Magie zu verlieren, um Mißverständnissen vorzubeugen. Ein Lyceum der F.O.I. ist keine Zauberschule! Was wir unter Magie verstehen, umfaßt die natürlichen geistigen Gaben aller Wesen, die physikalisch-naturwissenschaftlich nicht unbedingt erklärbar sind. Um Lady Olivia zu zitieren: Magie ist, in einer Blume das Universum zu sehen.
Dementsprechend sehen wir in der Magie das Werkzeug, die eigene persönliche Entwicklung voranzubringen, und nicht, es Andersdenkenden mal richtig zu zeigen oder sie in unserem Sinne zu beeinflussen. Wer so etwas lernen möchte, ist an einem Lyceum sicher nicht richtig aufgehoben. Ich bezweifele allerdings stark, daß Menschen mit derartigen Neigungen sich generell von einer Gemeinschaft wie der Fellowship of Isis angezogen fühlen.
Andererseits neigen wir aber auch nicht dazu, unsere natürlichen geistigen Gaben nur in Bauchnabelschau zu entwickeln. Jedes Wesen dieser Welt ist ständig in Kontakt mit seiner Umwelt, es erfolgt ein ständiges Geben und Nehmen. Magisches Lernen und Arbeiten bedeutet deshalb auch, sich dieses Kontaktes und seiner Auswirkungen bewußt zu sein.
Der Name Lyceum bedeutet deshalb für die Mitglieder der Fellowship durchaus im engeren Sinne der Antike Ort der Weisheitslehre.

Für mich beispielsweise war die Magie, so wie ich sie verstehe, immer etwas, woran ich Verantwortlichkeit zu lernen hatte. Natürlich hätte ich Dinge in der Welt verändern können, mehr als einmal; aber ich bin eigentlich nicht auf das stolz, was ich getan habe, sondern eher auf das, was ich nicht getan habe, einfach, weil die Folgen nicht zu übersehen gewesen wären. Die wahren Heldentaten sind nämlich die, die niemand sieht, und auch in diesem Sinne verstehe ich den Geist der Fellowship.

Noch eine weitere Aufgabe hat ein Lyceum, nämlich die Ausbildung der Kandidaten und Kandidatinnen für die Hohepriester- oder Hierophanten-weihe. Hierfür sind vier Grade auf der Spirale der Magierinnen notwendig, und auch das detailierte Studium der Liturgie der F.O.I. Zeitlich erstreckt sich die Ausbildung immer über mehrere Jahre (wiederum abhängig von der persönlichen spirituellen Entwicklung, die der oder die Einzelne nimmt), in denen die Kandidaten und Kandidatinnen auch aktiv als Priester oder Priesterin an ihrem eigenen Iseum wirken sollen.
Natürlich sollte auch niemand die Hierophantenweihe auf die leichte Schulter nehmen. Die mystischen Energieflüsse, die dabei erschlossen werden, sind nicht ohne weiteres von jedem zu verkraften, und bezüglich der Verbindung zur Göttin gilt das Gleiche wie schon über die Priesterweihe gesagte.

Die Spirale der Magierinnen, die am Lyceum gelehrt wird, umfaßt übrigens ebenso 32 Grade wie die Spirale der Adeptinnen (und wieder ist der Begriff der Grade eigentlich irreführend, weil es auch hier keine Hierarchie gibt). Tatsächlich war es so, daß es die Spirale der Magierinnen zuerst gab. Aber viele Mitglieder hatten das Bedürfnis, Initiationen zu erwerben, ohne sich durch magische Lektionen arbeiten zu müssen. Deshalb wurde das System der Adeptenspirale für das Iseum erschaffen, und deshalb gestaltet es sich heutzutage innerhalb der Fellowship so, daß am Iseum gegebenenfalls der spirituelle Weg und am Lyceum stets der spirituelle und der magische Weg gelehrt werden.




Internationale Koordination


Solange die Fellowship of Isis in den Siebziger und Achtziger Jahren noch relativ klein war, liefen die Kontakte der Zentren in den verschiedenen Ländern über das Gründungszentrum in Irland. Doch inzwischen ist unsere Gemeinschaft so groß geworden, daß eine gewisse organisatorische Arbeit notwendig wird, um die internationale Koordination sicherzustellen. Diese Arbeit erledigt seit 1999 die Archpriesthood Union.
Für diese Erzpriesterschaft kann man allerdings nicht studieren. Bei der Bildung der Archpriesthood Union im Jahr 1999 hat Lady Olivia 32 der erfahrensten Mitglieder aus der Hohepriesterschaft ausgewählt. Sie selbst sagt, sie habe sich dabei von der Inspiration durch die Göttin leiten lassen, und bisher ist noch keiner dieser Plätze wieder vakant geworden.

Im normalen Lyceumsbetrieb unterscheidet sich ein Erzpriester nicht von einem Hohepriester / Hierophanten; deshalb ist das auch eher als Verantwortlichkeitsbeschreibung denn als spirituelle Entwicklungsstufe zu verstehen.
Die Archpriesthood Union, zu deutsch Vereinigung der Erzpriesterschaft, fungiert als das zentrale Gremium der Fellowship of Isis. Es gibt keine Einzelperson, die einen höchsten Rang innehat. Nicht einmal Lady Olivia, die letzte noch lebende Gründerin, nimmt das für sich in Anspruch. Und diese Einstellung sagt vielleicht am meisten über den Gleichheitsgrundsatz innerhalb unserer Gemeinschaft aus.




Wie werde ich Mitglied?


Nachdem der geneigte Leser bis zu diesem Punkt vorgedrungen ist, stellt sich für ihn oder sie vielleicht die Frage, wie man denn Mitglied in unserer Gemeinschaft werden kann.
Eigentlich ist das ganz einfach. Was man tun muß, ist das Manifest gründlich durchzulesen. Wer sich mit den dort aufgeführten Grundsätzen einverstanden erklären kann, hat eigentlich schon die Hürde genommen. Dann bitten wir darum, das beiliegende Anmeldeformular auszufüllen und zu unterschreiben. (Minderjährige lassen bitte von ihren Erziehungsberechtigten unterschreiben.)

Wer möchte, kann über das Internet auch online Mitglied werden. Die (englischsprachige) URL hierfür ist:
http://www.fellowshipofisis.com/join.html

Die Mitgliedschaft ist, wie schon erläutert, kostenlos. Publikationen der Fellowship, wie die Schriften von Lady Olivia Robertson oder die von Carolyn Wise vierteljährlich herausgegebenen Isian News sind nicht in der Mitgliedschaft enthalten.






Fellowship of Isis - Aset Shemsu - Gemeinschaft der Isis

Manifest

(Das Manifest wurde 1976 von Lady Olivia Robertson niedergeschrieben und 1999 aktualisiert)

Immer mehr Menschen entdecken ihre Liebe zur Göttin wieder. Zuerst mag diese Liebe nur als ein unbestimmtes Gefühl erscheinen. Aber schon bald entwickelt und steigert sich dies zu dem Bestreben, der Göttin aktiv bei der Verwirklichung ihres Göttlichen Plans zu helfen. So hört man Anfragen wie: "Wie kann ich in die Mysterien der Göttin eingeweiht werden? Wie kann ich eine nähere Verbindung zu ihr erfahren? Wo in meiner Nähe gibt es ihre Tempel und Menschen, die Sie verehren? Wie kann ich in die Priester/innenschaft der Göttin eintreten?" und viele ähnliche Fragen dieser Art.
Die Fellowship of Isis -Gemeinschaft der Isis- wurde gegründet, um diese Bedürfnisse zu erfüllen. Die Mitgliedschaft bietet die Mittel zu einem engeren Kontakt zwischen der Göttin und jedem Mitglied - als Einzelperson oder als Teil einer größeren Gruppe.
Seit 1976 die Fellowship of Isis von Lawrence, Pamela und Olivia Durdin-Robertson gegründet wurde, entstanden Hunderte von Iseen, und es gibt Tausende von Mitgliedern in der ganzen Welt. Liebe, Schönheit und Wahrheit drücken sich in einer multi-religiösen, multikulturellen Gemeinschaft mit Menschen aller Hautfarben und vieler verschiedener Nationalitäten aus. Das Gute in allen Glaubensformen wird geehrt. Die Fellowship of Isis hat keinerlei Verflechtungen zu anderen Gruppen.
Die Fellowship of Isis ist demokratisch organisiert. Alle Mitglieder sind gleichberechtigt, als Einzelperson ebenso wie als Teil eines Iseums oder Lyceums. Das vorliegende Manifest bezieht sich auch auf deren Schwestergesellschaften: Das College of Isis (Isis-Mysterienkolleg), den Order of Tara (Orden von Tara) und den Druid Clan of Dana (Druidenclan von Dana).
Die Fellowship of Isis achtet die Gewissensfreiheit jedes Mitglieds. Es gibt keine Schwüre oder Geheimhaltungsverpflichtungen. Alle Aktivitäten in der Fellowship of Isis sind freiwillig. Mitglieder haben das Recht auszutreten, ohne eine Begründung abzugeben. Die Mitgliedschaft ist kostenlos.
Die Fellowship of Isis ehrt das Leben in allen seinen Erscheinungsformen. Auch der Gott wird verehrt. Die Riten schließen jegliche Art von Opfer aus, tatsächliche ebenso wie symbolische. Die Natur wird geehrt und bewahrt. Die Arbeit im Order of Tara besteht in Naturschutz.
Die Fellowship of Isis ist religiös tolerant und ist nicht exklusivistisch. Mitglieder können andere religiöse Verbindungen aufrechterhalten. Die Mitgliedschaft steht allen Menschen, unabhängig von Religion, Tradition oder Hautfarbe offen. Kinder werden als "Kinder der Isis" mit dem Einverständnis ihrer Eltern willkommen geheißen. Es gibt ebenfalls die Tierfamilie der Isis für die Tiere, die durch unsere Mitglieder angemeldet wurden.
Die Fellowship of Isis glaubt an die Verbreitung von Liebe, Freude und Wohlergehen. Zur Askese wird nicht ermutigt.
Die Fellowship of Isis strebt nach der Entwicklung von Freundlichkeit, geistigen Gaben, Freude und Mitgefühl für alles Lebendige. Im Druid Clan of Dana werden die natürlichen geistigen Gaben entwickelt.
Das Collegium Isidis wurde nach seiner Unterdrückung vor 1.500 Jahren nun wieder neu zum Leben erweckt. Wie Aset Shemsu, die Fellowship of Isis selber, war es immer lebendig in den Inneren Ebenen. Von dort aus wurde seine Wiederkehr inspiriert. Magier/innengrade können durch die Lyceen des Collegium Isidis übertragen werden.
Korrespondenzkurse werden angeboten. Es gibt keine Geheimhaltungseide. Offizielle Website der Fellowship of Isis: http://www.fellowshipofisis.com
Die Iseen sind die Heimstätten der Göttin und des Gottes, denen sie geweiht sind. Alle diese Zentren sind nur für F.O.I. Mitglieder. Alle Zentren werden im F.O.I.-Directory aufgeführt.
Die Archpriesthood Union (A. U.) ist der Vorstand für die gesamte Fellowship of Isis. Die Priesterschaftslinie der Fellowship of Isis leitet sich von einer ererbten Linienhalter/innenschaft der Robertsons aus dem Alten Ägypten ab. Priesterinnen, Priester und alle Mitglieder genießen dieselbe Ehrerbietung. Priesterinnen und Priester arbeiten mit der Göttin - oder der Göttin und dem Gott - ihres Glaubens. Jeder Mensch, jedes Tier, jeder Vogel, jeder Baum ist ein Teil der ewigen Nachkommenschaft in der Heiligen Lebensfamilie der Göttin.

© 1976 - 2002 Fellowship of Isis




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