Material: Wasser, Kerze, Weihrauch; ein Stein (das kann der Grundstein des Schreines sein)
Invokation durch die Priesterin der Isis: Ich preise Dich, Isis, meine geliebte Göttin, die Du die Krone der Sonne auf dem Kopf trägst und die Schwärze der Nacht in Deinem Mantel; Königin von Himmel und Erde, kecke Jungfer und weise Zauberin, schenke uns Deine Weisheit und das Licht Deines Lebens! Dein ist all die Liebe, die Fürsorge für alles, was lebt, die schützenden Schwingen um unsere Schultern, wenn uns die Einsamkeit und die Kälte der Nacht zu überwältigen drohen, doch Du läßt uns niemals allein, wenn wir uns nach Dir sehnen! Ich bitte Dich, fülle unsere Herzen mit Deiner Liebe, Fürsorge und der Kraft, andere zu schützen!
Orakel der Göttin Isis: Voller Zartheit und Liebe blicke ich auf euch,
die ihr meine Kinder seid und
es ewig bleiben werdet. In der Seele eines jeden Menschen steckt ein kleiner
Engel, in einigen ist er reifer, in anderen schläft er noch, und nur die
göttliche Liebe vermag ihn zu wecken.
Ihr geht durch eure Inkarnationen, und eure Seelen wachsen. Einst, als es noch
keine bewußt empfindenden Tiere auf der Welt gab, waren die meisten Seelen
gleich; doch in dem Maße, in dem meine Evolution das Wachstum der Körper durch
die Jahrmillionen gefördert hat, wurden auch die Seelen reifer, von
Inkarnation zu Inkarnation, stiegen auf zu immer größerem Verstehen und immer
größerer Liebe, bis die ersten Menschen auf der Erde staunend umhersahen und
die Welt erstmalig begriffen.
Glaubt nicht, daß euer Reifeprozeß schon abgeschlossen ist! Es wird eine Zeit
kommen, da eure Seelen zu komplex und mächtig sein werden, um noch von einem
Körper getragen zu werden; dann werdet ihr vollends auf der Ebene der
Astralwesen existieren. Der Engel in euch wird dann endgültig erwacht sein und
voll Liebe zu seinen sterblichen Brüdern und Schwestern in der physischen Welt
blicken.
Ihr tragt den Funken des göttlichen Feuers in euch, wie alle eure Geschwister,
Einzeller, Pflanzen, Tiere, Feen, Drachen, Engel, seid ihr Teil meiner großen
Familie des Lebens.
Wenn ihr euch mir nicht verschließt, werdet ihr ewig leben. Ihr werdet Götter
sein, meine Kinder im Garten des Osiris, jeder und jede einzelne von euch. Ihr
alle könnt dort hingelangen, wenn ihr es nur wollt, denn niemand von euch ist
als mein Kind minderwertig, niemand durch Unglück und Schicksal
ausgeschlossen.
Ich nehme euch an in all meiner strahlenden Liebe, so wie ihr seid. Öffnet
eure Herzen, und ihr seid auf ewig daheim.
Priesterin: Große Isis, wir alle kennen die Geschichten, wie Du Deinen Bruder und Geliebten Osiris von den Toten erweckt hast und gegen den Revolutionär Seth das Erbrecht für Deinen Sohn vor dem Tribunal der Götter erstritten. Dein ist das Recht selbst der Schwachen und Niedergeworfenen, am göttlichen Licht des Lebens teilzuhaben.
TeilnehmerIn: Ich bringe dieses frische Wasser dem Osiris dar, Deinem
Geliebten, dem Du das Leben wiedergegeben hast!
(versprengt Wasser über dem Grundstein des Schreins)
2. TeilnehmerIn: Ich bringe dieses Licht dem Horus dar, Deinem Sohn,
den Du im Papyrusdickicht vom Gift der Skorpione geheilt hast!
(entzündet eine weiße Kerze auf dem Altar)
3. TeilnehmerIn: Ich bringe diesen Weihrauch der Isis dar, Dir, der
Großen Göttin, deren ungezählte Namen in allen Sprachen der Erde ewig leben
werden!
(bietet Weihrauch dar)
Priesterin: Gefährtinnen und Gefährten, so laßt uns auf eine Traumreise
gehen, damit wir alle die Berührung der Göttin unmittelbar erfahren. Kein
Gebet, das ich in eurem Namen spreche, kein Ritual, das ich in eurem Namen
vollziehen, kann euch Isis so nahe bringen, wie ihr selbst ihr seid, wenn ihr
euch in Meditation versenkt und euren Geist zu ihr sendet.
(alle Teilnehmer nehmen bequeme Meditationshaltung ein. Zunächst entspannen
sich alle einen Augenblick, ehe die Priesterin die Meditation zu führen
beginnt)
Vor uns sehen wir ein Ankh, den ägyptischen Lebensschlüssel. Ganz langsam
beginnen wir darauf zuzugleiten, nähern uns der Schlaufe des Ankh. Zunächst
können wir nicht erkennen, was jenseits der Schlaufe ist, weil in ihr
vielfarbige Schleier wehen und uns den Blick versperren. Wir baden im Rot der
körperlichen Kräftigung, spüren um uns das satte Grün der Gesundheit, das
tiefe Blau der Spiritualität und sehen schließlich das intensive Violett der
Weisheit.
Du stehst in einem Papyrusdickicht. Über Dir wölbt sich der Himmel warm und
blau, die Sonne scheint. Ein Wind weht und läßt die gelbgrünen hohen Halme
sich wiegen. Vielleicht bemerkst Du, wie feucht und fruchtbar der Boden unter
den Füßen ist. Vielleicht duftet es auch. Was kannst Du riechen im Wind, der
die langen grünen Halme wiegt?
Wenn Du Dich umschaust, erkennst Du, daß das Papyrusschilf nicht so dicht ist,
daß man sich darin verläuft. Ganz deutlich ist vor Dir ein kleiner Pfad
zwischen den Halmen zu sehen.
Ich möchte Dich einladen, dem Pfad zu folgen, zu sehen, wo er hinführt. Beim
Gehen stellst Du fest, daß der Boden weich ist und angenehm federt.
Schon bald gelangst Du an einen kleinen Flußarm, in dem das kühle Wasser träge
dahinfließt, und Du siehst, daß am Ufer ein kleines Schilfboot vertäut ist.
Wenn Du es einmal genau ansiehst, stellst Du fest, daß es aus sehr vielen
goldgelb getrockneten Schilfhalmen fest und sicher zusammengebunden ist. Wie
Kork schwimmt es hoch auf dem Wasser.
Ich möchte Dich einladen, Dich auf das Boot zu setzen und ein wenig auf den
Flußarm hinauszupaddeln. Die Strömung ist sehr träge, und ganz leicht kannst
Du das Boot paddeln, das auch gar nicht schwankt und sich ganz leicht lenken
läßt. Du
schaust Dich um auf dem Wasser. Vielleicht siehst Du Vögel oder Libellen
fliegen. Vielleicht springt in einiger Entfernung ein kleiner Fisch und plumst
ins Wasser zurück. Was entdeckst Du alles auf dem Flußarm?
Du bemerkst, daß etwas weiter flußauf ein weiterer Platz zum Anlegen ist.
Langsam paddelst Du darauf zu, ganz leicht, die schwache Strömung ist kaum zu
spüren, und Du siehst, daß hier auf einer kleinen Lichtung in dem
Papyrusdickicht eine Hütte steht, aus Holz und mit Schilf gedeckt. Neben der
Hütte steht eine Frau, groß und schlank ist sie, mit einem schlichten weißen
Kleid und langen schwarzen Haaren. Als sie dich draußen auf dem Fluß bemerkt,
winkt sie Dir freundlich zu, und Du spürst, daß sie hier nur auf Dich gewartet
hat. Du lenkst das Schilfboot zu der Anlegestelle, bindest es sicher an und
gehst an Land.
Es ist Zeit, zurückzukehren, und Du verabschiedest Dich herzlich von der Frau.
Du dankst ihr für alles und gehst langsam zurück zur Anlegestelle, wo das Boot
ruhig und sicher vertäut liegt. Noch einmal winkt sie Dir zum Abschied zu, als
Du auf das goldene Schilfboot kletterst.
Langsam trägt Dich der Flußarm zurück. Die schwache Strömung führt Dich auf
dem Wasser wie von selbst zu Deinem Ausgangspunkt zurück, und noch einmal
kannst Du die Tiere über dem Wasser wahrnehmen.
Bei dem kleinen Pfad lenkst Du das Boot ohne Mühe an Land und steigst aus, um
das Boot zu anzubinden. Ganz sicher folgst Du danach dem Pfad durch das
Papyrusdickicht, spürst wieder den weichen Boden, und wie von selbst findest
Du zurück durch das sich im Wind wiegende Papyrusschilf.
Vor uns sehen wir wieder das Ankh mit den wehenden Schleiern in der Schlaufe,
und noch einmal sehen wir das intensive Violett der Weisheit, spüren um uns
das tiefe Blau der Spiritualität und das satte Grün der Gesundheit, baden noch
einmal im Rot der körperlichen Kräftigung. Wir sind wieder ganz im hier und
jetzt, fühlen uns von unserer Reise erfrischt und gestärkt und können uns an
alles erinnern, was wir auf unserer Traumreise erlebt und gesehen haben, und
langsam öffnen wir nun die Augen.
(Reihum erzählen die Teilnehmer von ihren Erlebnissen, soweit sie das möchten. Wasser wird herumgereicht, um sich zu erfrischen)
Priesterin: Wir danken der Göttin Isis für das, was sie jedem von uns hat zuteil werden lassen, und wir bitten sie, auch alle anderen an ihrem Licht und ihrer Liebe teilhaben zu lassen.
(Teilnehmer stellen sich mit dem Gesicht nach außen im Kreis vor dem Altar auf und senden mit ausgestreckten Armen Licht und Liebe in die Welt)
Priesterin: Im Namen der Isis segne ich alles, was lebt: die Seraphim, die Drachen und die Feen, die Menschen, die Tiere und die Pflanzen, das Plankton der Ozeane, den fruchtbaren Boden und den glühenden Kern unserer Mutter Erde selbst.
alle Teilnehmer: So möge es sein!
© 2001 Diane Neisius. Erstveröffentlichung.