Obwohl der Himmel über mir schon tiefviolett wurde, waren noch keine Sterne zu
sehen. Auch dies wie immer, und wie immer würden auch später keine zu sehen
sein.
Ich dachte daran, wie es wohl früher gewesen sein mochte, als es noch helle
Sterne am Himmel gegeben hatte, vor fast unendlich langer Zeit, bevor sie
alterten und ausbrannten und starben. Jetzt gab es keine mehr, bis auf die
schwächsten roten langlebigen Winzlinge, in den klaren kalten Nächten suchte
man vergebens nach den schwachen roten Lichtpunkten, von denen der Verstand
wußte, daß sie noch existierten, die aber viel zu schwach waren, um mit den
Augen wahrgenommen zu werden. Nur an der Stelle, an der sich das Zentrum des
ungeheueren Sternhaufens befand, den das Milchstraßensystem und die
Andromeda-Galaxie gebildet hatten, als sie sich vor Jahrmilliarden gegenseitig
verschlungen und vereinigt hatten, glühte ein ganz schwacher stumpfroter
Schimmer.
Auch sie war wirklich alt, die Sonne, deren wahrer Name Proxima lautete.
Niemand konnte sich mehr daran erinnern, was das Wort einstmals bedeutet haben
mochte, nur war es klar, daß sie eigentlich nicht meine Heimat war. Genauso
wie dieser Planet hier natürlicherweise nicht hingehörte. Um rote Zwergsonnen
bilden sich Planeten wie dieser hier, dem Leben zuträglich, nicht von selbst.
Aber in den lang vergangenen Zeitaltern unserer Zivilisation hatten wir
Maschinen besessen, groß wie kleine Monde, hatten Energien bezwungen, die der
ganzer Sonnen gleichkam, hatten Planeten wohnlich gemacht, die von selbst kein
Leben tragen konnten. Unsere Raumschiffe hatten unvorstellbare Entfernungen
durchmessen, die absonderlichsten Welten entdeckt, damals, im Zeitalter des
Lichts.
Bis wir merkten, daß wir unsere Seelen verloren, indem wir immer mehr mit den
Maschinen verschmolzen. Ein Geist kann auf eine Maschine übertragen werden,
aber er wird dort nicht gedeihen, er wird welken und hungern wie eine Pflanze
ohne Erde für ihre Wurzeln. Als unsere Vorfahren das bemerkten, wandten sie
sich der Wissenschaft vom Leben zu, entschlüsselten ihre Geheimnisse,
verlängerten die Lebenszeit, erschufen künstliche Wesen, nur um zu lernen, daß
diese künstlichen Kinder in dumpfem Koma vor sich hindämmerten ohne den Geist,
den wir ihnen auf chemischem Wege nicht geben konnten.
Also begann das Zeitalter des Geistes. Wir lernten, daß wir keine Raumschiffe
mehr brauchten, um durch das Weltall zu reisen, und auch keine Bioreaktoren,
um unsere beinahe unsterblichen Körper gesund zu halten. All das konnte mit
den Kräften des Geistes bewerkstelligt werden. Mehr noch, ein Geist, der
Fühlung aufnahm zu den Lebewesen seiner Umwelt, konnte ohne große Mühen
überleben, mußte nicht mehr kämpfen und vergewaltigen, um sich sein Essen und
eine Behausung zu verdienen.
Ich dachte daran, während ich mich an den Baum schmiegte, oder dem Wesen, das
auf dieser Welt einem Baum am nächsten kam. Es gab hier immer irgendwelche
Pflanzen, die gerade Früchte trugen, und ich spürte, wo in meiner Nähe totes
Holz zum Heizen bereitlag. Die Evolution veränderte die Tierwelt langsam über
die Jahrtausende, aber es gab immer Tiere, die die Plätze von Vögeln, Fischen
oder Fuchs und Hase einnahmen. Wir ließen sie wie die größeren Pflanzen
teilhaben an unseren Gedanken, zeigten ihnen das, was ihre kleineren Geister
aufzunehmen in der Lage waren. Wir hegten die Gärten, die wir bewohnten, in
und mit denen wir lebten, und die anderen Bewohner gaben uns ihre Früchte
dafür freiwillig.
Einige von uns hatten, vor ganzen Zeitaltern, diesen Planeten mit unseren
telekinetischen Kräften so ausgerichtet, daß es nun kaum nennenswerte
Jahreszeiten gab, daß es immer größtenteils angenehm auf ihm war und Pflanzen
und Tiere das ganze Jahr über gediehen. Gelegentlich mußten wir das
korrigieren, wenn im Laufe von zehntausenden von Jahren unsere kleine Sonne
die Umdrehung unserer gewählten Heimatwelt zu weit abbremste oder sie
schwächer oder ein wenig heller strahlte. Aber das war eine Arbeit, die ebenso
getan wurde wie alle paar Tage Brennholz für die Höhle sammeln zu gehen.
Der Wind wurde stärker, während sich meine Augen mit dem blutroten Licht der
untergehenden Sonne füllten, und unwillkürlich umarmte ich den rindigen Stamm
neben mir. Meine hüftlangen Haare wehten im Wind - oder das, was man bei einem
Menschen als Haare bezeichnet hätte. Zu meinen Vorfahren gehörten mindestens
ein Dutzend mehr oder weniger intelligenter Rassen seit dem Zeitalter der
Biochemie, als alles möglich schien und selbstherrlich alles Erbgut
verschmolzen wurde.
Wir waren die höchstentwickelte Zivilisation in diesem alten Universum. Ich
mußte lächeln bei dem Gedanken, der mir hin und wieder bei dieser Gelegenheit
kam - was wohl einer meiner Vorfahren von mir gehalten hätte, eines der Wesen,
die geglaubt hatten, alles zu beherrschen mit ihrer Technik? Wenn er mich
sehen könnte, eine nackte, hagere, lehmverschmierte Gestalt mit filzigen, nach
Rauch riechenden Haaren, die in einer rohen Felshöhle hockt und ihn nur stumm
aus dunklen Augen ansieht? Hätte er wissen können, daß er, der mich vermutlich
als primitive Wilde betrachtet hätte, mir ausgeliefert gewesen wäre wie eine
Laus, daß es meine Gedanken nur eine geringe Anstrengung kosten würde, eine
winzige quantenmechanische Verschiebung im Reaktorkern seines hunderte von
Kilometern großen, laserkanonenbestückten Raumschiffes zu bewirken, um dieses
Werk der Technik in einem ungeheueren Lichtblitz vergehen zu lassen?
Der Rand der Sonne war noch sichtbar, als ich eine Berührung im Geist spürte.
Jemand suchte mich. Ich erkannte, das es der Geist von Ramunan war, die mich
suchte.
"Sianon", dachte sie, und ich sandte ihr das Gefühl des Willkommenseins.
Sogleich wurden ihre Gedanken klarer, obwohl sie irgendwo auf dem anderen
Kontinent lebte. Für den Geist gibt es keine Entfernung, und das folgende
Gespräch spielte sich in unseren Gedanken im Bruchteil einer Sekunde ab.
Wirklich gesprochen hatte ich, wenn ich mich richtig erinnerte, seit
mindestens tausend Jahren nicht mehr.
"Ich mache mir Sorgen", begann sie, "Sorgen um Dich. Deine Gedanken sind so
sehr auf die Ferne ausgerichtet."
"Ach, Ramunan. Das ist lieb von Dir. Aber ich neige nicht zum Suizid",
antwortete ich.
"Das haben andere schon vor Dir gedacht."
"Du denkst, ich will meinen Körper aufgeben?"
"Naja. Du könntest im Anfangsstadium der Ablösung sein", bemerkte das Echo der
anderen Gedanken.
"Es wäre keine Selbstvernichtung, das weißt Du", gab ich zu bedenken. "Geist
ohne Körper kommt in der Natur vor. Es gibt viele Elementargeister. Du kannst
es unseren Schwestern nicht verübeln, wenn sie ihren Körper aufgeben und zu
ihnen gehen."
"Es haben auch schon welche die Nichtexistenz gesucht."
"Tod nannte man das früher, glaube ich", antwortete ich, "kannst Du es nicht
verstehen? Wenn Du Deine Gedanken nicht nur auf diese winzige Welt nahe einer
uralten verglühenden Sonne richtest, einer der letzten Inseln von Licht und
Wärme, dann siehst Du Tod überall um uns herum."
"Aber wir leben. Diese Welt lebt, solange wir sie hegen. Sie lebt durch uns",
gab Ramunans Geist zu bedenken. Ihre Gefühle dabei waren die der Sorge und der
Mahnung.
"Und wie lange noch?", wollte ich wissen, "Du weißt, daß die Sonne, so sparsam
sie auch mit ihrem Brennstoff umgeht, bald am Ende sein wird. Was dann? Es
gibt kaum noch Sonnen, die den Namen verdienen. Auch sie werden bald am Ende
sein."
"Es wird immer Wege geben, Licht zu erzeugen", wandte sie ein, "wir werden
vielleicht lange arbeiten müssen daran, aber wir könnten noch einmal bei der
Bildung einer kleinen Sonne nachhelfen."
"Und in wieviel Milliarden Jahren wird die dann ausgebrannt sein? Sollen wir
uns immer mühsamer durch die Zeit schleppen, immer verzweifelter die letzten
ausgebrannten Resten dieses siechenden Universums zusammenkratzen, um die
nächste Milliarde an Jahren herauszuschinden?"
"Oh." Ramunans Gedanken verrieten nun echte Bestürzung. "Ich wußte nicht, daß
es schon so schlimm bei Dir ist."
"Ach, Liebes. Ich will nicht aufgeben. Ich suche nur nach Alternativen",
versuchte ich sie zu beruhigen.
"Du klingst aber gar nicht so. Und ich kenne Gedanken dieser Art. Von N'Goma,
und ihre bleichen Knochen liegen jetzt vor ihrer Höhle."
"Ich versuche, in anderen Bahnen zu denken. Wir wissen, daß die Natur stets
Zyklen durchläuft. Ich denke an den nächsten Zyklus."
In meinem Geist baute ich für meine Partnerin ein Bild auf, das Bild eines
Schwarzen Loches, eines dieser Ungetüme im Universum, die unwiederbringlich
alles verschlingen. Eines ausgebrannten Kernes eines Riesensternes, der unter
seiner eigenen wahnwitzigen Anziehungskraft in sich zusammengebrochen war, die
so stark geworden war, daß ihm nichts mehr entkommen konnte. Nicht einmal das
Licht, weswegen diese Monster wirklich rabenschwarz aussahen.
"Bitte, nicht das... Sianun, das wirst Du doch nicht machen wollen." Fast
klangen die anderen Gedanken flehend.
"Niemand weiß, was hinter einem Schwarzen Loch ist. Raum und Zeit enden an
seinen Grenzen. Jenseits der Zeit ist vielleicht ein anderes Universum, ein
jüngeres, voll Licht und Leben."
"Bitte tu das nicht. Andere vor Dir hatten die Idee auch schon. Aber keiner
ist je wieder zurückgekommen. Sie sind verloren", und ich fühlte die Trauer im
Herzen meiner Schwester, während sie das dachte.
"Nichts kann aus einem Schwarzen Loch je wieder zurück. Jedenfalls nicht,
solange die hiesigen Naturgesetze gelten. Aber jenseits ist vielleicht alles
anders. Wir wissen, daß unsere Naturgesetze nur bis zu seinem Rand gelten."
"Ach, Sianon. Ich werde um Dich weinen, wenn Du gehst. Deine Gedanken sind
immer so weit und so schön gewesen, so sehnsüchtig und so tief. Du wirst mir
fehlen. Ach Schwester, meine Schwester", rief sie, ehe ihre Empfindungen stark
und ungefiltert wurden und sie sich zurückzog.
"Lebwohl, geliebte Schwester", dachte ich.
Die Sonne versank endgültig, und es wurde kalt und dunkel.
Eine Gedankenreise durch das Weltall war für mich immer von neuem
faszinierend, daran hatten auch die Äonen meines Lebens nichts ändern können.
Körperlos flog ich durch die Leere, ließ die kleine schwach glühende Kohle
meiner Sonne weit hinter mir, um die meine winzige Heimatwelt kreiste, auf der
in einer Höhle mein schlafender Körper sicher neben einem wärmenden Holzfeuer
lag.
Dunkelheit umschloß mich, und die erweiterten Sinne meines Geistes
registrierten die vertraute Umgebung innerhalb der beinahe erloschenen
Galaxis, das stumpfrote Zentrum, kalte Massenansammlungen, unscheinbare
Fünkchen von Sternenasche in weiter Ferne. Ich wußte, daß unter all diesen
kreisenden Kadavern auch eines der schwarzen Monster war, unsichtbar lauernd
in der Dunkelheit, zu erspüren nur durch seine Anziehungskraft. Ich tastete
vorsichtig danach, bemerkte seinen schwachen Sog in weiter Ferne, bewegte mich
in Gedankenschnelle darauf zu, hielt noch Abstand, umkreiste seine saugende
Schwärze.
Da zog es vorbei vor dem dumpf glühenden Galaxienzentrum, verzerrte das
vertraute Bild des rötlichen Nebels wie eine Linse, versuchte sogar seine
wenigen Lichtstrahlen noch aufzusaugen, lenkte sie ab und verformte das
Sichtbare grob, ein kleiner schwarzer Klecks auf einem aberwitzigen
Zerrspiegel. Sogar nach meinem körperlosen Geist begann es zu greifen, zog an
mir, lockte mich, seinem Sog nachzugeben und mich fallenzulassen. Ich mußte
die rotumrandete Schwärze immerzu ansehen, besann mich. Wenn ich diesen
Schritt tat, dann gab es kein Zurück mehr. Nichts entkommt aus dieser
Schwerkraftfalle. Niemals. Was immer darin war, hatte mit diesem Universum
keine Verbindung mehr.
Ich machte das, was das mentale Äquivalent des Tief-Durchatmens war und
umkreiste die unsichtbare dunkle Verlockung weiter, die an mir zog und zerrte.
Meine Gedanken waren weit gereist in den Millionen Jahren meines Lebens,
hatten die extremsten Orte besucht; ich hatte die Kernfusion im Inneren der
Sonne gesehen, hatte die verschmelzenden Atomkerne berührt und hatte mit ihnen
gespielt, um zu lernen und zu verstehen. Ich war im tiefen Weltraum gewesen,
außerhalb der Galaxienhaufen, wohin kein Licht mehr drang, Jahrhunderte
während denen mein zurückgelassener Körper in einer Eishöhle im Gebirge
schlief, um zu verstehen, was Kälte und Einsamkeit wirklich bedeuten konnten.
Aber an einem Ort wie diesem war ich mit meinen geistigen Kräften noch nie
gewesen.
Lebt wohl, Schwestern, dachte ich und ließ mich fallen.
Es war kaum etwas zu spüren, als die rabenschwarze Sphäre auf mich zukam. Die
Zeitdehnung wurde stärker, meine Gedanken kamen mit meinem weit entfernt
schlafenden Körper außer Tritt, eine vage Beklemmung, die Empfindung eines
stockenden Herzschlages, dann nichts mehr. Es wurde dunkel, das schwache
rötliche Licht wurde immer schlimmer verzerrt, sammelte sich schließlich in
einem dumpfen Punkt weit über mir, ehe es langsam verglühte.
Ich spürte Ansammlungen von Materie, die fielen wie ich, mit unvorstellbarer
Geschwindigkeit immer weiter auf die Mitte zu, in einem Sturz, den nichts
aufhalten konnte. Staunend sah ich, wie die Teilchen um mich herum
auseinanderbrachen, sich auflösten in ihre Bausteine, aber wie die
Kraftfelder, an denen sie klebten, davon nichts erzählen konnten, weil sie
schneller mit nach unten gerissen wurden als sie sich ausbreiteten, kleine
kraftlose Wellen, die dem gewaltigen Strudel nicht entkommen konnten und daher
in ihrer Verzweiflung ihre letzten Botschaften an die Wand des schwarzen
Tunnels kritzelten. Ich verstand, daß alles, was an Anziehungskraft von
draußen zu spüren war, überhaupt nur dieses im Hals des Schwarzen Loches
eingefrorene Gekritzel war, daß im Drinnen alles anders wurde und keine
zusammengepreßte Sternleiche den Sturz aufhielt.
Die Teilchen um mich herum barsten immer weiter, wurden immer dichter gepackt
und gezogen, immer kleiner wurde der Raum, immer weiter hinein der Sturz.
Längst hatten Atome, Atomkerne, ja, sogar die Kernbausteine aufgehört zu
existieren, waren zerissen worden in ihre seltsamen Bestandteile, die sich
immer dichter zusammendrängten, in immer kleinere Sphären hineinstürzten, zur
Mitte, zur Mitte, immer zur Mitte.
Schließlich wurde alles um mich herum kleiner als die Planck-Länge, die
unfaßbar winzige Entfernung, innerhalb der die Quantenmechanik ihr großes
Lotteriespiel zu spielen beginnt und nichts, was ich kannte, mehr Gültigkeit
besaß. Raum und Zeit wurden eins, ihre Dimensionen rollten sich zusammen wie
Spiralfedern, tauschten ihre Plätze, narrten mich, als wollten sie mich
auslachen. Die Sphäre, die mich so gnadenlos angezogen hatte, entglitt mir, es
gab nichts Festes mehr, nur einen wild brandenden Ozean aus formlos kochendem
Schaum, in dem die Bläschen herumwirbelten, sich aufblähten und
zusammenfielen, Teilchen und Energie in einem plötzlichen Hauptgewinn
erzeugten und wieder verschwinden ließen wie in einem Zauberland. Und ich
fühlte mich wie eine Alge in dieser Brandung, herumgestoßen, fühlte Angst -
sollte ich doch zu weit gegangen sein? Hatte ich nicht Schwestern gehabt, die
um mich besorgt waren? Schon löste die Erinnerung daran sich auf in all dem
Toben und Brausen.
Doch da berührte mich ein anderer Geist. In diesem Chaos, diesem Ungeformten
gab es andere Seelen wie meine, sie griffen nach mir, wir hielten uns
gegenseitig wie Schwimmer in einem vom Orkan aufgepeitschten Ozean, um nicht
hinweggerissen zu werden ins Ungeformte, wenn gigantische Wogen über uns
zusammenschlugen. Wir schwammen im kochenden Schaum des Chaos.
Viele Seelen waren es. Ich fühlte Geister von Tieren, die sterben mußten, als
das Schwarze Loch (oder war es ein anderes gewesen?) vor langen Zeitaltern
einen bewohnten Planeten zermalmt und verschlungen hatten, und die in ihrer
Angst und Verwirrung gar nicht wußten, was geschehen war.
Ich spürte Naturgeister, alt und weise, die wie ich freiwillig hierher
gekommen waren, um im Chaosozean des Ungeformten zu schwimmen, und die von
meinen Vorfahren Äonen früher vielleicht als Götter betrachtet worden wären.
Wir hielten uns aneinander fest, staunten im Sturm des Chaos über all das
Nicht-Seiende, das Brodeln des Nicht-Existierens und Nicht-Vergehens.
Neugierig begannen einige von uns mit den zusammengerollten herumstiebenden
Raum-Zeit-Bläschen zu spielen, sie zu verändern, beobachteten wie sie sich
ausdehnten und zusammenfielen.
Eine Idee keimte in uns, wir begannen systematischer zu probieren, setzten
Wissen aus unseren verlorenen Existenzen in Kräfte um, zogen Lose in der
großen Quantenlotterie, gewannen und verloren. Die Idee wurde konkret, wir
besannen uns ein letztes Mal und sahen, daß sie gut war.
Und wir dachten: "Es werde Licht..."
© 2002 Diane Neisius. Erstveröffentlichung.